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Thüringer Kräutergarten / Olitätenland

Der "Thüringer Kräutergarten" ist eine Waldregion im Thüringer Schiefergebirge, die beiderseits des Mittellaufes der Schwarza liegt und rund 240 km² umfasst.

Karte Lage Olitätenland

 

Aufgrund der besonderen geologischen und topografischen Bedingungen gibt es in diesem Gebiet einen großen Reichtum an Kräutern.

 

Landschaft im Olitätenland

                                                           Foto: Ruth Bredenbeck

 

Auf engsten Raum setzt sich der geologische Untergrund des Olitätenlandes aus unterschiedlichen Gesteinsarten aller Erdzeiten zusammen. Höhenunterschiede und damit auch klimatische Unterschiede und die Untergründe wie Tonschiefer, Grauwacke, Porphyr, Quarzit, Buntsandstein, Muschelkalk sind die Grundlage für eine reiche Flora und Fauna, darunter auch seltene und geschützte Arten

 

Diese Schätze unter der Erde und vor der Haustür, von Feld, Wald und Wiese nutzten schon unsere Vorfahren zu Heilzwecken und durch den Verkauf zum Lebensunterhalt. 

 

Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts stellte man in kleinen Waldlaboratorien und Familienbetrieben Naturheilmittel, die sogenannten "Olitäten" her.

Die Bezeichnung leitet sich von lateinisch „Oleum“ = Öl ab, denn aus Heilkräutern und anderen Naturstoffen wurden Öle, Balsame und Tinkturen hergestellt.

 

Daraus entwickelt sich allmählich ein eigener Erwerbszweig. Die Herstellung und der Vertrieb von Olitäten wurde besonders im 18. und 19. Jahrhundert zum florierendsten Gewerbe der Region.

 

Mit der Entwicklung der in den ehemaligen Fürstentümern Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen liegenden Arzneimitteldörfer entstand so das Schwarzburger Olitätenland.
Die Olitätenhändler, auch Buckelapotheker genannt, organisierten den Vertrieb der Olitäten per pedes weit über Thüringens und Deutschlands Grenzen hinaus in ganz Mitteleuropa.

 

 

Die Geschichte der Buckelapotheker

Kräutersammler vor Ort lieferten das Sammelgut an die kundigen Laboranten, die Erzeugnisse daraus herstellten.

Gute Kräuterkenntnisse hatten vor allem die Frauen und besonders die Hebammen, aber auch die Schäfer und Köhler, die bei Krankheiten und Verletzungen auf sich selbst gestellt waren.

Die "Wald-Laboranten" stellten Buckelapotheker ein, die ihre Waren dann im ganzen Land verkauften. (vergleichbar mit heutigen Pharmareferenten) 

 

Olitätenstube im Wald-Kreativ-Museum Großbreitenbach

 

Besonders der Apotheker Mylius aus Großbreitenbach ist hier zu nennen, der über 50 Balsamträger verpflichtete. Sie wurden in Königssee registriert um eine hohe Qualität zu sichern.

Regionsbedingt wurden die Bucklelapotheker auch „Raanzerte, Balsamträger, Olitätenhändler oder Königseer“ genannt. Sie vertrieben als „Außendienstler“ unsere „Thüringer Haus- und Heilmittel“ über Thüringens Grenzen hinaus deutschlandweit, ja sogar europaweit.

Weitere Gewerbe profitierten vom Olitätenhandel. Es wurden Spanschachteln zur Verpackung und kleine Glasflaschen benötigt.

 

Das Olitätengewerbe wurde erst rückläufig als im 19. Jhd eine verschärfte Gesetzgebung den Handel einschränkte und die Pharmaindustrie eine immer stärkere Konkurrenz wurde.

 

Der Buckelapotheker mit seinem Reff (Holztragegestell für Olitäten auf dem Rücken) ist zumindest im touristischen Leben der Region wieder lebendig.

Einige der alten Traditions-Naturheilmittel werden hier heute noch immer hergestellt.

 

Das Olitätengewerbe hat eine deutschlandweit einmalige Tradition und der Olitätenhändler/ Buckelapotheker steht als "Medizinmann" des Thüringer Waldgebirges symbolhaft für die Region.

                                Bredenbeck - Liebermann

                                                                              Foto: Henning Bredenbeck


Der 1994 gegründete regionale Förderverein "Thüringer Kräutergarten / Olitätenland" e. V. 
hat sich die Aufgabe gestellt, diese jahrhundertealten Traditionen aufzuarbeiten, zu pflegen und touristisch nutzbar zu machen. Dieser entwickelte seitdem vielfältige ehrenamtliche Aktivitäten zur Nutzung dieser besonderen Traditionen für die nachhaltige Regionalentwicklung - unterstützt durch Partner der Region und darüber hinaus.

 

Dadurch gelang es, das Alleinstellungsmerkmal "Kräuter und Olitäten" für die Region zu festigen. Als besonderer Höhepunkt dieser thematisch fixierten Tourismusentwicklung konnte im Mai 2005 der 177 km lange überregionale Olitätenrundwanderweg um und durch den "Thüringer Kräutergarten / Olitätenland" seiner Bestimmung übergeben werden.

 

Entsprechend der Spezifik der Region "NATUR * GESUNDHEIT * VOLKSKULTUR" bieten sich entlang des Weges vielfältige Möglichkeiten, die Kräuter der Region sowie die daraus hergestellten Produkte - die Olitäten - kennen zu lernen und manch Wissenswertes über sie zu erfahren.

 

Kräutergärten und -lehrpfade, Museen mit Bezügen zum Olitätengewerbe, Hersteller von Olitäten, Kräuterlikören und weiteren Naturprodukten, Kräuterseminare, -vorträge und -wanderungen, interessante Kräuterfeste und vieles mehr erwarten ihren Besuch.

 

 

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